"Alle raunen davon, keiner hat's gelesen": Rezension zu John Perkins' "Bekenntnisse eines Economic Hit Man"
- Simon Everyoung
- 18. Jan. 2024
- 10 Min. Lesezeit
Schon öfters habe ich in Vorträgen, Interviews und anderen Formaten zum Themenfeld gegenwärtiger Imperialismus und Staatsverschuldung den Verweis auf John Perkins' Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man gefunden. Dieser Verweis kam und kommt allerdings meist etwas nebulös daher, dass man den Eindruck erhält: Alle raunen davon, keiner hat's gelesen. Letzteres ist sicherlich übertrieben, aber mit dem ungefähren Vorwissen, was Perkins geschrieben hat, habe ich mir das Buch kurzerhand organisiert und durchgelesen. Eine Rezension.
Weltherrschaft durch Verschuldung
Das Buch erschien erstmals 2004 und wurde 2015 in überarbeiteter Fassung neu aufgelegt. Der US-Amerikaner John Perkins beschreibt darin seine Tätigkeit als s.g. Economic Hit-Man, frei übersetzt also "ökonomischer Auftragskiller": Perkins war in seiner ambivalenten Jugend in elitärem Umfeld von der NSA angeworben worden, um schließlich bei der privaten Beratungsfirma MAIN als solcher EHM zu arbeiten. Der "ökonomische Auftragsmord" bestand darin, dass er mit zurechtgebogenen, aber selbstbewusst vorgetragenen Jubelprognosen Entwicklungsländer dazu bringen sollte, Kredite für Strukturprojekte aufzunehmen, die diese Länder nur schwerlich bis niemals würden zurückzahlen können. Kreditgeber sollte v.a. die US-kontrollierte Weltbank sein und den Zuschlag für die Bauprojekte sollten natürlich auch möglichst US-Firmen bekommen (Stichwort s.g. "gebundene Entwicklungshilfe"). Für die Entscheidungsträger vor Ort springe dabei persönlicher Profit raus, sie würden also schlichtweg bestochen.
Das wahre Ziel sei dabei, die Länder über diese Verschuldung subtil zu unterwerfen, da sie dann dem Willen ihres westlichen Gläubigers unterworfen sind. Und der lässt sich gerne dadurch entschädigen, dass er Mitsprache über die Reaktionen des Schuldnerlandes bekommt und u.a. verlangt:
Zustimmung für US-Anliegen innerhalb der UNO
Mitsprache (wenn nicht gleich Diktion) der nationalen Politik
Kürzung der Staatsausgaben, mit denen der Schuldnerstaat ein eigenes Bildungssystem und soziales Sicherungsnetz pflegen oder überhaupt nennenswert aufbauen könnte
Verkauf von lokalen Ressourcen (Bodenrechte, Industrieinfrastruktur etc.) für 'n Appel und 'n Ei an westliche Konzerne
... und selbst all das garantiert noch nicht, dass die westlichen Gläubiger gänzlich oder zumindest großtenteils auf eine Rückzahlung verzichten.
Das ist (mit Ausnahme der UNO-Anliegen) Monopoly in Reinform: Man schwatzt einem ohnehin schon angeschlagenen Spieler den Erwerb der Schlossallee auf und in der nächsten Runde muss er darauf mit etwas Pech bereits eine Hypothek aufnehmen, um seine Miete zu bezahlen. An den nächsten Gläubiger muss er dann seine anderen Grundstücke abtreten, damit sind seine Einkommensmöglichkeiten nochmal verringern und der gewollte Abwärtstrend bis zum Bankrott beginnt. (Oder dachten Sie jemals, bei Monopoly ginge es um sozialen Wohnungsbau?)
In der Realität wissen oder sehen die meisten Menschen im Westen nichts von diesem Monopoly-Spiel. Wovon sie hören, sind Armut und reiche Dikatoren oder korrupte Präsidenten in Bananenrepubliken. So oder so entsteht der Eindruck, dass vielleicht nicht zwingend die Menschen, aber doch das Land selbst an seiner Armut schuld ist.
Unvergessen ist bei mir ein Video eines YouTubers, der sich über eine Liste ausließ, in der Deutschlands Entwicklungshilfen an andere Länder aufgeführt waren. Statt sich im Einzelnen mit der Situation in all diesen Ländern auseinanderzusetzen, was für die Beurteilung einer Berechtigung dieser Gelder zwingend wäre, blieb es bei oberflächlichem Aufregen - im Fall Syriens wurde sogar gefragt, wann Syrien denn mal Geld nach Deutschland geschickt hätte. Da ging mir beim Hören endgültig die Ader: Syrien war über 10 Jahre mit einem vom Westen befeuerten Bürgerkrieg beschäftigt, Syriens weitestgehende Isolation ist erst seit letztem Jahr offiziell am Abklingen und die ölreichen Staatsgebiete stehen unter US-Kontrolle. Wer das nicht erwähnt, ist entweder dumm, dement, verlogen oder schlimmeres. Aber ich greife mir vor.
Begriffsverwirrung
Das Buch wurde laut Perkins unter anderem deshalb überarbeitet, weil viele Leser sich bzw. ihn gefragt hätten, wie er sich denn mit dieser perfiden Tätigkeit gefühlt habe. Das ist für meinen Geschmack so ziemlich uninteressanteste, was man fragen kann, denn es gibt generell nur vier grobe Möglichkeiten: Entweder Menschen wissen oder wissen nicht, was sie tun - und entweder geht es ihnen damit jeweils gut oder eben nicht. Mir sind in der jetzigen Fassung ganz andere Dinge noch unzureichend. Es fängt mit den Begrifflichkeiten an. Perkins spricht von einem System, dem in erster Instanz die EHM angehören, im Falle ihres Versagens kämen dagegen die "Schakale" zum Einsatz. Dieses System stehe im Dienst der "Korporatokratie". Mag sein, dass sich die Beteiligten intern so bezeichnen oder Claudine (die Frau, die Perkins gewissermaßen auf seinen Job als EHM vorbereitet hat) ihm so erzählt hat. Ich fühlte mich beim Lesen allerdings daran erinnert, wenn (nicht nur, aber vor allem) Kinder sich Wörter aneignen oder ausdenken und dann auffällig exzessiv verwenden, um andere mit ihrer Ahnung bzw. Insider-Wissen zu beeindrucken. Sowas macht das Ganze aber unnötig schwammig und auch im Buch selbst gibt es mindestens einen wenn nicht zwei Dialoge, in denen Menschen mit Perkins über seine Erfahrungen sprechen und diese Ausdrücke als Umschreibungen erkennen. Ich übersetze diese mal in Klartext:
Mit "Schakalen" sind US-Militär bzw. jeweilige Spezialeinheiten, US-Geheimdienste oder in deren Auftrag agierende Söldner gemeint. Männer fürs Grobe, die neben (nicht (mehr) nützlichen) Terroristen auch z.B. widerspenstige Staatschefs einschüchtern oder ermorden, weil diese auf so verrückte Ideen gekommen sind wie US-Basen in ihrem Land schließen, Rohstoffe im eigenen Land selber fördern und verkaufen oder Gewinne daraus so aufteilen, dass die eigene Bevölkerung auch mal wirklich was davon sieht, anstatt den Großteil an das jeweilige US-amerikanische Förderunternehmen abzutreten.
"Korporatokratie" lässt sich weniger hochtrabend und ganz wörtlich mit "Konzernherrschaft" übersetzen. Alternative Begriffe wären das gefestigte "Establishment" oder die "Donor Class", die "Spender-Klasse", also das Milieu derer, die genug Geld haben, um damit entscheidend auf die Politik Einfluss zu nehmen, nicht nur in Form von Wahlkampfspenden in beliebiger Höhe. Denn woher kommt dieses Geld? Aus marktbeherrschenden Unternehmen oder Anteilen an selbigen. Nicht ohne Grund kamen mir weitere Schilderungen Perkins' zu dieser "Korporatokratie" sehr bekannt vor: Sei es die Kontrolle über die privaten Presseorgane, die Verquickung mit der Staat durch den s.g. "Drehtür-Effekt", dass also z.B. Lobbyisten von Banken in die Finanzaufsicht wechseln und dort ihre ehemaligen Arbeitgeber gesetzlich kontrollieren bzw. einschränken sollen - und wenn sie damit fertig sind, steigen sie oft unverhohlen nahtlos wieder im Finanzwesen ein. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Die Konzernherrschaft und die der Weltrettung durch Unterwerfung verschriebenen Regierungskreise, wie Perkins es beschreibt, geben sich dabei die Klinke in die Hand: Perkins hat bei MAIN offiziell nicht für die Regierung gearbeitet, er stand schließlich auf der Gehaltsliste eines privaten Großunternehmens. Je nach Situation kann man also die Schuld auf den jeweils anderen schieben und eine Beteiligung abstreiten. Und die privaten Großkonzerne haben wiederum ein Interesse an diesem System, da es ihnen die Aussicht auf Riesengewinne ermöglicht, die im Inland nicht mehr zu holen sind. Nicht umsonst existiert die Auffassung, dass Imperialismus die höchste Form von Kapitalismus sei: Wenn ein System, dass eine pyramidaler Hierarchie darstellt, bei der also eine breite Masse gegen Lohn für den Gewinn einer kleineren Minderheit an der Spitze arbeitet, seinen Gewinn vergrößern und/oder gewissermaßen "die Spitze nach unten vergrößern" will, muss es die Pyramide insgesamt nach unten ausweiten. Also über die Grenzen der eigenen nationalen Wirtschaft hinausgehen und neue Arbeitskräfte und Rohstoffe finden, die man ausbeuten kann.
Dass es sich bei der "Korporatokratie" um eine "eingeschworene Gemeinschaft einiger weniger Männer mit gemeinsamen Zielen" handelt, wie Perkins schreibt, betrachte ich mit gewisser Vorsicht. Gemeinsame Ziele allein reichen mitunter schon für eine Interessensgemeinschaft, manche würden sagen: Klassenbewusstsein (... also das, was die zahlenmäßig überlegene Unter- bis Mittelklasse ja zum eigenen Nachteil irgendwie verlernt hat...) Die milliardenschweren Konzerneigentümer müssen sich persönlich untereinander nicht grün sein um ihre Position gegenüber dem Gesetzgeber, der theoretisch zugunsten der Unterprivilegierten handeln könnte, verteidigen zu wollen.
Was die "Economic Hit Men" angeht, so hat man zumindest am Anfang durchaus den Eindruck, dass es sich hier um eine explizite Profession handelt. Perkins gibt Claudines Erzählung über Kermit Roosevelt wieder, den Enkel von Theodore Roosevelt:
"Der entscheidende Augenblick kam 1951, als die Menschen im Iran gegen eine britische Ölgesellschaft rebellierten, die die iranischen Rohstoffe und die Bevölkerung ausbeutete. Das Unternehmen war der Vorgänger von British Petroleum, bekannter als BP. Als Reaktion darauf verstaatlichte der sehr beliebte, demokratisch gewählte iranische Premierminister (und 1951 Mann des Jahres im Magazin TIME) Mohammad Mossadegh die gesamten iranischen Ölvorkommen. Empört wandte sich England an die USA, seinen Verbündeten aus dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings fürchteten beide Länder, dass ein militärischer Vergeltungsschlag die Sowjetunion provozieren und veranlassen könnte, zur Unterstützung des Iran einzugreifen. Washington schickte daher nicht die Marines, sondern den CIA-Agenten Kermit Roosevelt [...] in den Iran. Er leistete hervorragende Arbeit und zog die Menschen mit Bestechungsgeldern und Drohungen auf seine Seite. Dann wurden in seinem Auftrag Unruhen und gewalttätige Demonstrationen organisiert, die den Eindruck erweckten, dass Mossadegh unbeliebt und unfähig wäre. Schließlich wurde Mossadegh gestürzt und verbrachte den Rest seines Lebens unter Hausarrest. Der proamerikanische Schah Mohammed Reza Pahlewi wurde der unumschränkte Herrscher des Iran."
Um ihren gottgegeben empfundenen, globalen Herrschaftsanspruch durchzusetzen, ohne die Reaktionen einer nuklear aufgerüsteten Sowjetunion zu riskieren, habe sich also die Struktur der EHM herausgebildet, die über subtile Wege Ergebnisse wie das von Roosevelt erreichen sollten - mit dem Vorteil, dass sie wie gesagt noch nicht mal offizielle Geheimdienstmitarbeiter sein mussten. Gläubiger war wie gesagt die vor allem von Nordamerika und Europa finanzierte "unabhängige" Weltbank, die EHM waren bei privaten multinationalen Konzernen angestellt und diese offizielle Trennung vom Staat ermöglichte es auch, dem US-Kongress keine demokratische Kontrolle erlauben zu müssen.
In den letzten Kapiteln, die sich mit der Zeit nach der ersten Veröffentlichung von Bekenntnisse eines Economic Hit Man beschäftigen, werden Perkins' Analysen allerdings etwas verwirrend. Er beschreibt ein Gespräch mit einem Mitarbeiter der Chase Bank, der ihn 2011 bei einem Treffen über die Gepflogenheiten seiner Branche aufklärt, die ihn sehr an das der Economic Hit Men erinnert: ""Ein junges, frisch verheiratetes Paar kommt zu uns", sagte er, "und will einen Kredit, um ein Haus für 300.000 Dollar zu kaufen. Wir überzeugen die beiden, eins für 500.000 Dollar zu kaufen.[...] Wir sagen: 'Sie müssen den Gürtel ein bisschen enger schnallen, aber schon bald wird Ihr Haus eine Million Dollar wert sein." Er schüttelte traurig den Kopf. "Sie denken, sie könnten ihrem Banker vertrauen. Früher war es ja so, dass Leute in meiner Position potenziellen Kreditnehmern eher zu einem niedrigeren Kredit rieten, nicht zu einem höheren. Wir sollten alles tun, um eine Zwangsversteigerung zu vermeiden. Aber das hat sich sehr verändert." [...] Er reichte mir eine Kolumne aus der New York Times mit dem Titel: "A Banker Speaks, with Regret" [...]. Es ging um James Theckston, einen leitenden Manager bei Chase Home Finance, der mit der Aussage zitiert wurde, er und sein Team hätten Hauskredite in Höhe von zwei Milliarden Dollar vergeben. Er gab zu, dass sich darunter auch Kredite befunden hätten, bei denen man beim Antrag "weder den Beruf noch das Einkommen angibt, auch nicht das Vermögen ... Das war verrückt, aber die Banken legten Programme auf, die diese Form von Krediten ermöglichten." "
Perkins widerspricht Ausführungen wie diesen nicht, sondern vermittelt vielmehr die daraus gewonnene Ansicht, dass sich "das EHM-System" in skrupelloser Weise ausgeweitet habe, und das nicht nur auf den Bankensektor. Dem würde ich hingegen widersprechen, so wie ich die Definition eines EHM auf Basis seiner eigenen Ausführungen verstehe. Das Vorgehen mag identisch sein - in beiden Fällen wurden Menschen mit falschen Versprechungen zur Verschuldung überredet. Aber die Ziele sind doch unterschiedlich. Ja, auch die Vodafone-Mitarbeiter haben mir damals z.B. mit der falschen Prognose, bei mir ginge nur DSL, einen entsprechenden Vertrag angedreht, mir mit dem folgenden Papierkrieg wegen sofortigem Wechsel zu Kabelanschluss viel Stress bereitet und zur Entschuldigung ein Paar Kopfhörer... verkauft (!)... aber dass es ihr Vorsatz war, mir das frische Studentenleben zu versauen oder mich gar in die Abhängigkeit von ihnen zu treiben, glaube ich nicht. Dieser Vorsatz der Unterdrückung macht nach meinem Empfinden den Unterschied zwischen einem EHM und gängiger, dubioser Geschäftsmaschen aus, deren Ziel simples Auspressen unschuldiger Kunden ist, mit denen man sich abseits davon eigentlich nicht näher beschäftigen möchte.
Und der Rest der über 400 Seiten?
Auch wenn sich annehmen und spätestens beim Aufschlagen schnell erkennen ließ, dass es sich bei Bekenntnisse eines Economic Hit Man um eine Autobiographie mit monothematischem Schwerpunkt handelt, war ich mit den Ansprüchen für ein Sachbuch an dieses Werk herangegangen und in diesem Punkt doch eher enttäuscht. Perkins beschreibt seine Karriere, seine Aufenthalte und Aufträge in Indonesien, Panama, Saudi-Arabien, Iran sowie Ecuador und dass diese Länder durch das EHM-System an die Vereinigten Staaten gebunden werden würden. Nur konkrete Beispiele, ob und wie dieser Plan aufgegangen ist - immerhin sind zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des Buches seit diesen Aktionen bereits Jahrzehnte vergangen - darf ich mir als Leser weitgehend selbst organisieren. Stattdessen erweist Perkins den "Fan Service" und beschreibt repetitiv seine Gefühlswelt, wie sehr ihn sein eigener Job zum Zeitpunkt X jeweils schon gestört habe, aber... seine Karriere, sein Erfolg, das Geld - das habe ihn hinwegtrösten können. Davon berichtet er allerdings auch nur so lückenhaft, dass man auf der Ebene nicht wirklich mitfiebern kann. Ich empfand die Passagen über Interna und Personalentwicklungen bei MAIN als ziemlich belanglos und langweilig. Auch als Perkins endlich die konsequente Entscheidung aus seiner Überzeugung zieht und bei MAIN kündigt, ist die Tragweite dieser Entscheidung erklärungsbedürftig: Wie viel verdient er nochmal? Was sind seine Aktien wert? Wie viele Mitarbeiter hat er noch gleich? Was ist seine Position? Alles eher Randnotizen, alles schon vergessen.
Wie gesagt ist der vielzitierte Teil, dessentwegen ich mir das Buch überhaupt zu Gemüte geführt habe, netto in wenigen Kapiteln abgefrühstückt. Was ich aber interessant fand, waren die Schilderungen von Gesprächen und Eindrücken, die Perkins in den Zielländern hatte. Während er sich vor seiner Tätigkeit als EHM noch dem Peace Corps anschloss, ins Amazonasbecken geschickt werden wollte und nach der Zusage für Ecuador erst einmal verwirrt war, wo genau in Afrika das denn liege, lernt er im Ausland immer mehr, die US-amerikanische Egozentrik zu überwinden. Freilich ist es Glaubenssache, ob manche Dialoge genau so stattgefunden haben, gerade wenn deren Inhalte sich als prophetisch erweisen sollten. Dennoch ist es spannend zu lesen, wenn er zum Beispiel in Indonesien zur Zeit der Vietnamkrieges der Aufführung eines Puppenspielers beiwohnt, in der die US-Außenpolitik karikiert wurde, wobei zu seiner Verwunderung nicht angrenzende fernöstliche, sondern muslimische Länder des mittleren Ostens und Afrikas als kommende militärische Ziele eine Rolle spielten. Seine indonesischen Bekannten erklärten ihm dann, dass es die Muslime sein würden, die über genug religiöses Selbstvertrauen verfügten, um sich der Gier des Westens letztendlich entgegenzustellen. Perkins lernte Indonesisch und bemerkte erst dadurch insgeheim, dass ihn Geschäftspartner in nicht-englischen Unterhaltungen ihren Landsleuten als den "Inquisitor" vorstellten. In Panama traf er bei einer Tour durch die wirtschaftlich höchst wichtige Kanalzone eine dort lebende und arbeitende US-amerikanische Familie, denn die Kanalzone stand unter US-Kontrolle. Stolz berichtete der Familienvater, dass er in dritter Generation dort tätig sei. Als Perkins ihn wiederum fließend auf Spanisch verabschiedete, soll sich der Mann angewidert mit dem Hinweis abgewandt haben, dass er die Sprache nicht spreche. Und im Iran traf er sich durch Zufall mit einem entstellten alten Mann, der sich als in Ungnade gefallener, ehemaliger Berater des Schahs herausstellte und ihm ans Herz legte, das Land zu verlassen, der Schah würde bald gestürzt werden. Verwundert darüber, weil der Schah doch angeblich so beliebt sei, entgegnete ihm der alte Mann: "Sie sprechen kein Fasi." Perkins konnte daher nicht wissen, wie groß der Unmut über den Schah und die potentielle Unterstützung für dessen Gegenspieler Ayatollah Khomeini war - der wenig später zum neuen Staatsoberhaupt werden sollte.
Fazit
Bekenntnisse eine Economic Hit Man ist tatsächlich in erster Linie die Enthüllung einer internen skandalösen Absichtsbekundung, viel mehr allerdings leider nicht. Es ist auch nicht die Art von Buch, die ich jemandem empfehlen würde, wenn er sich mit dem westlichen, genauer: dem US-Imperialismus erstmals beschäftigen möchte. Vorwissen (sowie beim Lesen noch einen Atlas bereitzulegen) ist empfehlenswert und ich glaube, ohne dieses wäre ich bei der Lektüre etwas aufgeschmissen gewesen. Bei den Entwicklungen ab Perkins' Kündigung war ich wenig gewillt, weiterzulesen, habe es aber trotzdem getan, vielleicht würde er das Ruder für mich noch rumreißen. Das hat nicht wirklich geklappt, aber geschadet hat es auch nicht, weiterzulesen. Ein paar letzte Kapitel habe ich noch vor mir, vom Überfliegen denke ich aber, dass sich an meinem Urteil im Wesentlichen nichts mehr ändern wird. Falls doch, füge ich das in einem Nachtrag an.
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